In dieser Woche hat der Bundestag in einer Gedenkstunde an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltung standen die Reden der 91-jährigen Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi und von dem 1949 in Polen geborenen Sportjournalist Marcel Reif, Sohn eines Überlebenden der Shoa. Margot Friedländer und Charlotte Knobloch sowie der israelische Botschafter Ron Prosor waren unter den vielen Ehrengästen.
Die Shoa habe nicht mit Ausschwitz begonnen, sie begann mit Worten und damit, dass Menschen weggeschaut haben, stellt Eva Szepesi fest. Deshalb sei Nie wieder jetzt – gerade mit Blick auf den erstarkenden Antisemitismus in Deutschland seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel. Es sei deshalb ihr Wunsch, dass nicht nur an den Gedenktagen an die toten Juden erinnert wird, sondern auch im Alltag an die Lebenden.
Marcel Reif gehört zur Nachfolge-Generation. Sein jüdischer Vater überlebte den Holocaust nur knapp, nachdem er in letzter Sekunde aus einem Deportationszug gerettet wurde. Viele andere Familienmitglieder wurden ermordet. Über die traumatischen Erlebnisse dieser Zeit habe sein Vater nie mit ihm gesprochen. Erst nach dem Tod des Vaters habe er von seiner Mutter die ganze Geschichte erfahren. Viel später habe er erkannt, dass ihm sein Vater sehr wohl etwas mitgeteilt hatte, eine Art Vermächtnis gepackt in einen kleinen und doch so großartigen, wundervollen Satz: Sej a Mensch, sei ein Mensch!
Es war eine sehr beeindruckende, ergreifende und Generationen übergreifende Gedenkfeier. Es muss für uns alle klar sein, dass das Gedenken an die Opfer der Nazi-Terrorherrschaft niemals aufhören darf. Die Gedenkkultur muss dabei lebendig und vielfältig sein, damit Hass und Hetze, Rassismus und Diskriminierung bei uns keine Chance haben. Die vielen Menschen, die in den letzten Tagen demonstrieren gehen, machen Mut.
Es lohnt sich sehr, die Gedenkstunde anzusehen, hier der Link dazu.
Text: Sebastian Schäfer MdB